Vor der Hirn-Operation wird geübt

Uniklinik-Neurochirurg Axel Perneczky gilt als Erfinder der Neuro-Endoskopie

 Vom 06.09.2007

 

 BINGEN/MAINZ Er hat mit seinem Team OP-Methoden revolutioniert und gilt als weltweit gefragter Experte moderner Chirurgie: Professor Axel Perneczky, 62, leitet die Neurochirurgie der Mainzer Uniklinik. Seit 1989 lebt der Österreicher mit seiner Familie in Bingen.  
Von Christine Tscherner

Der Professor gilt als Erfinder der Neuro-Endoskopie. Mit seinem Mainzer Team hat er die Videochirurgie entwickelt, will bald hochauflösende Digitalkameras statt der OP-Mikroskope einsetzen. 70 Tage im Jahr ist der 62-Jährige rund um den Globus unterwegs, um andere Ärzte von der Mainzer Methode der Schlüsselloch-Operationen am Hirn zu begeistern. China, USA und Griechenland waren seine letzten beruflichen Flugziele.

Der in einem Internierungslager nahe Moskau geborene Sohn einer ungarischen Journalistin studierte in Budapest, gelangte als Fußballfan getarnt nach Wien, habilitierte dort und erlangte die Professur. 1988 wechselte der ehrgeizige Perneczky als Institutsleiter nach Mainz.

Tumore, Blutungen, Missbildungen oder ganz allgemein Erkrankungen des Nervensystems operieren Neuro-Chirurgen. Pro Jahr werden an der Uniklinik 6 300 Patienten neurochirurgisch versorgt, 2 100 davon operativ, 300 OPs führt der Chef selbst durch.

Wer sich als Mediziner ins Gehirn oder ans Rückenmark wagt, der muss noch genauer arbeiten als die Kollegen. Denn: ,,Selbst minimale Verletzungen auf dem Weg zum Operationsfeld können schwerwiegende Folgen haben."

,,Minimal-invasiv" ist die Kernvokabel -  nicht mehr als nötig die Schädeldecke aufbohren und Gewebe antasten, um den größtmöglichen Erfolg zu erzielen. Bevor der Professor aus Bingen durch kleine Schädel-Öffnungen winzige Instrumente und Kameras navigiert, setzt er auf detaillierte OP-Planung: Bilder aus dem Inneren des Patientenkopfes - gewonnen aus Röntgenaufnahmen, Ultraschall, Computer- und Kernspintomografie -  baut speziell entwickelte Software zu dreidimensionalen Modellen zusammen.

Drei-D-Brillen lassen die per Joystick drehbaren Hirnmodelle plastisch erscheinen. Auf dem Computer simuliert der Mediziner dann den Einsatz von Skalpellen und Pinzetten, dringt am Modell ins virtuelle Gehirn vor. Rechts Blutgefäße, links Hirnflüssigkeit, vorne das Zielgebiet. Eine fantastische Reise durch das menschliche Gehirn.

"Wir können am Computer so lange verschiedene Vorgehensweisen testen, bis wir den optimalen Weg gefunden haben." Die eigentliche OP sei dann im besten Fall nur noch die Wiederholung einer längst durchexerzierten Operation. Klingt simpel.

Perneczky hat für seine Methodik eigens einen Helm entwickelt. Kleine Monitore im Innern projizieren ihm Bilder vom Innern des Patienten-Kopfes vor die Arzt-Augen. Mit solchen Bildern und Computer-Animationen auf den Bildschirmen ringsum zu arbeiten, das ist gewöhnungsbedürftig. ,,Schulung und Ausbildung der Chirurgen ist darum das A und O."

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